Nein, das Autoland Deutschland sei noch nicht abgebrannt, aber es sei Feuer unterm Dach. So skizzierte der Geschäftsführer des Netzwerks Autoregion, Armin Gehl, im Saarbrücker Presseclub die gegenwärtige Situation der Automobilindustrie in der Bundesrepublik. Club-Präsident Lothar Warscheid hatte zuvor zum Thema des Abends die Frage gestellt: „Autoland Deutschland – wohin geht die Reise?“. Und es wurde eine teilweise heftig diskutierte Reise an diesem Abend. Im Netzwerk sind mehr als 200 Automotive-Hersteller und -Zulieferer der Großregion organisiert.
Die Autoindustrie im Saarland mit ihrer hervorragenden Verbrenner-Technologie sei „sehr gut aufgestellt“, sagte Gehl. Die Auftragsbücher seien proppenvoll. Die E-Mobilität hingegen laufe nicht so gut, seit es nur noch für Privat-Fahrzeuge staatliche Hilfen gebe. Das habe zu einer „totalen Verunsicherung in der Branche geführt“. Zudem verschafften sich chinesische Firmen mit ihrer Preisgestaltung einen immensen Vorteil. Die E-Mobilität ist für Gehl eine „urbane Mobilität“, das heißt vor allem für den Verkehr in der Stadt oder Region in einem 100-Kilometer-Radius geeignet. Große Probleme sieht er beim Batterie-Recycling auf die Industrie zukommen. Diese Technologie stecke noch in den Kinderschuhen.
Der vieldiskutierte Verbrenner-Motor hat nach Auffassung des saarländischen Autoexperten noch lange nicht ausgedient, wenn die Politik auch andere Signale sende. Alternativen zu fossilen Brennstoffen sieht Gehl vor allem bei so genannten E-Fuels, synthetischen Kraftstoffen, die mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien, Wasser und CO2 aus der Luft hergestellt werden. Mehr Interesse bei den Verkehrspolitikern sollte auch der HVO-Dieselkraftstoff finden, der beispielsweise aus Schlachtabfällen oder Speisefett produziert werde.