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Rückblick zu „Gendern, muss das sein?“

Sprache ist einem permanenten Wandel unterworfen. Und sie hat zweifellos Einfluss darauf, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. Spätestens seit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts 2017, zum Schutz der allgemeinen Persönlichkeitsrechte ein drittes, nämlich das diverse Geschlecht, zuzulassen, hat hierzulande die Diskussion um das Gendern in der Sprache wieder Fahrt aufgenommen. Ob mit Binnen I oder Schrägstrich, der Paarform, mit neutralen Begriffen oder Sonderzeichen wie Unterstrich, Doppelpunkt, Sternchen – das im Deutschen lange Zeit dominierende generische Maskulinum als akzeptierte Form geschlechtsneutraler Ansprache hat ganz schön Konkurrenz bekommen. Die Meinungen darüber sind ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten zu gendern. Und so dauerte es nicht lange, bis die Diskussionsrunde aus Martina Gross (Victor’s Group), Petra Stein (FrauenGenderBibliothek Saar) und Simone Mir Haschemi (SR) mittendrin war im intensiven Austausch mit dem zahlreich erschienenen Publikum. Die Frage dabei lautete „Gendern, muss das sein?“.

Fakt ist, dass es im Deutschen, im Gegensatz etwa zum Schwedischen, noch an einem dritten Pronomen fehlt. Auch deshalb geraten gegenderte Textpassagen mitunter sehr störrisch und schwer verständlich. Das generische Maskulinum hat hier zweifelsfrei Vorteile. Viele Unternehmen, Medienanstalten und Verlage tun sich daher schwer mit dem Gendern, verzichten auf verbindliche Richtlinien und überlassen es weitestgehend ihrem Personal, es anzuwenden oder eben nicht. Insofern muss Gendern nicht sein, niemand wird dazu gezwungen. Aber natürlich bleibt Gleichberechtigung gesetzlich vorgeschrieben, gilt es, Diskriminierung zu vermeiden. Gleichzeitig sind Akzeptanz und Verständlichkeit von gesprochener Sprache und geschriebenen Texten ein hohes Gut. All dies miteinander in Einklang zu bringen, ist mitunter herausfordernd. Für uns alle. Und wie die junge Generation zukünftig mit dem Thema umgeht, wird sich zeigen. Gendern – es bleibt spannend.

Rückblick zu „Einkaufslust oder Einkaufsfrust?“

Der innerstädtische Handel steht derzeit vor einer großen Veränderung. Kaum war Corona aus dem Blickfeld verschwunden, kamen Inflation und der Ukraine-Krieg, was die Konsumlaune der Verbraucher weiter einbrechen lässt. Viele Unternehmen verschwinden aus den Einkaufsmeilen wie beispielsweise eine Filiale von Galeria-Karstadt oder die Schuhhandelskette Görtz in Saarbrücken. Andere dünnen ihr Filialnetz aus wie die Modekette Gerry Weber.

Wie geht es weiter? Auf diese Frage gab Andrea Kröppel-Klein in einer Veranstaltung des Presseclubs Antworten. Kröppel-Klein ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing und Direktorin des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes. Ihr Thema im Café Kunstherz in der Modernen Galerie war „Einkaufslust oder Einkaufsfrust? – Was die Konsumenten künftig vom Innenstadt-Handel erwarten?“

„Krisenzeiten führen zu einem anderen Konsumverhalten“, so eine der Thesen von Kröppel-Klein. Als erstes würden die Menschen utilitaristischer einkaufen und sich fragen, was bei geringer gewordenem Einkommen auf jeden Fall in den Warenkorb gehört. Dies seien in erster Linie Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel. Doch auch hier würden die Verbraucher selektieren, so dass teure Bioware nicht mehr so stark nachgefragt würde. Je kritischer die Situation sei, desto offener seien die Konsumenten für Veränderung. „Dazu gehörte während Corona auch der Schwenk zum Online-Einkauf, der für viele selbstverständlich geworden ist.“ Wenn sie die Situation sich entspannt, „wollen die Menschen wieder Spaß am Konsumieren haben“, sagt Kröppel-Klein. Wer dann mit bisher unbekannten Angeboten – wie beispielsweise mit neuen Modelabels – aufwarten könne, „dürfte Erfolg haben“. Wenn die Leute zum Shoppen in die Städte zurückkehren, „wollen sie sich aber darauf verlassen, dass diese sicher sind“.

„ChatGPT – Purer Hype oder Zeitenwende in der Künstlichen Intelligenz?“

Für Furore hat ChatGPT in jüngster Zeit gesorgt. Dahinter verbirgt sich eine Anwendung Künstlicher Intelligenz, die ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen scheint. Das Konzept, die Chancen, aber auch die Grenzen und „Nebenwirkungen“ von ChatGPT erläutert Dominik Hammes, langjähriger IT-Profi und Diplom-informatiker am 23. März bei einem sehr gut besuchten Clubabend im Saarbrücker Presseclub.

Dabei zeigte er zunächst die Entstehungsgeschichte dahinter auf: Wie man zunächst über Algorithmen komplexe Abläufe in einzelne Schritte zu bringen versuchte und diese sich später regelbasiert optimierten. Ein anschauliches Beispiel ist beispielsweise der Schachcomputer „Big Blue“, der seinerzeit Schachweltmeister Gary Kasparov bezwingen konnte. Nächster Schritt waren neuronale Netze, die ausgehend von einer „zufälligen“ Startkonfiguration mit Hilfe einer Vielzahl von kuratierten Trainingsdaten lernten, sehr eng Probleme zu lösen. Darauf basieren im Prinzip auch die heutigen Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI), die inzwischen außerordentlich mächtig und vielseitig sind und zur Klasse der „Large Language Models“ gehören. ChatGPT beispielsweise beinhalte heute das Wissen des „gesamten Internets“ und ist in der Lage, wiederkehrende Muster zu erkennen, Kategorien zu bilden und basierend darauf, logisch zu schlussfolgern. Und es lerne durch stetige Neugewichtung von erst Millionen, dann Milliarden und heute Billionen von Parametern ständig dazu. So schnell, dass man beispielsweise im Chat nicht mehr erkenne, ob man im Dialog mit einer KI oder einem Menschen ist, erläuterte Hammes.

Frappierend dabei sei insbesondere auch das Entwicklungstempo. So sei man bereits bei der vierten Version von ChatGPT, wöchentlich kommen neue Updates dazu. Die Anwendungsbereiche sind breit. Kein Wunder, dass sich ganze Berufsgruppen Sorgen um ihre Zukunft machen, Lehrer werden hier genannt, Juristen, aber auch Medienschaffende. Diese Sorgen seien nachvollziehbar. Demgegenüber stehen die Chancen für Bildungsgerechtigkeit, medizinischem Fortschritt und Chancengleichheit. So sei es ratsam für uns alle, uns mit den Möglichkeiten genauso wie den Risiken von KI – etwa in ethischer Hinsicht – zu beschäftigen, so das Fazit des Informatikers.

Wie interessant das Thema aktuell ist, zeigte auch die angeregte und lange Frage- und Diskussionsrunde beim Clubabend. Es bleibt spannend.